Chovd:
Chovd ist eine rund 20000 Einwohner zählende Aimag- (Bezirks-) Hauptstadt am Fuße des
Altaigebirge. Sie liegt in einer großen Hochebene, diese verläuft ansteigend Richtung
Süden und wird nördlich der Stadt von schroffen, stark verwitterten Felsen begrenzt.
Durch Chovd fließt der Buyant- Fluß, der im Altai entspringt. Im westlicher Richtung
erheben sich die Gebirgsketten des Altai. Typisch für die mongolischen Städte ist die
Gliederung in einen fest bebauten Teil, das Stadtzentrum, welches von einem Jurtengürtel
umschlossen ist. Diese Jurten stehen meist zu zweit oder zu dritt in kleinen, durch
Bretter- oder Blechzäune abgetrennten Parzellen. Trinkwasser wird von Wasserhäuschen
geholt, die sich in regelmäßigen Abständen auf den Straßen befinden. Zu fast jedem
"Gehöft" gehört ein Hund und je nach Fleiß der Bewohner gibt es diverse
kleine Häuschen, die zum Kochen oder als Vorratskammern genutzt werden.
Wie sich herausstellte, waren wir beim Bruder des LKW- Fahrers untergekommen, und da der
Fahrer wieder weg mußte, und Gansuch sich noch nicht gemeldet hatte, durften wir auf
seinem Hof unsere Zelte aufstellen. Wir beschloßen, uns für den Rückweg Flugtickets zu
organisieren und liefen ins Stadtzentrum zum MIAT- Büro. Dort erfuhren wir, daß zwar
geöffnet sei, der Kassierer aber Einkaufen sei und an diesem Tag wohl nicht mehr
wiederkommen würde. Das gleiche Spiel wiederholte sich am nächsten Tag, am dritten Tag
war dann endlich geöffnet. Wir hatten wiederum Glück, ein amerikanischer Wildhüter und
sein Dolmetscher wollten auch Tickets kaufen und halfen uns beim Erwerb der unsrigen. So
war der Rückflug nach U. B. sicher und wir machten uns auf die Suche nach unserem Freund
vom LKW. Wir trafen ihn zufällig auf dem Markt und dazu noch einen deutsch sprechenden
Mongolen. So konnten wir uns gut verständigen, am Abend zogen wir mit unseren Zelten um,
zu einer Schwester von Gansuch. Den nächsten Tag verbrachten wir wieder mit warten,
liefen zum Fluß um zu baden und zu lesen. Spät in der Nacht kam Gansuch dann ziemlich
betrunken nach Hause und versucht uns noch klar zu machen, daß es früh am Morgen los
geht. Und tatsächlich, noch vor Sonnenaufgang wurden wir geweckt und dann ging alles sehr
schnell. Wir wurden auf einen offenen LKW geladen und ab ging`s, zunächst die Ebene
hinauf nach Süden, dann hinein in ein Seitental in östliche Richtung. Nach einer
reichlichen Stunde Fahrt erreichten wir ein steiniges Tal in dem drei Jurten stehen, eine
davon gehört Gansuchs Vater.
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Har Us Nuur:
Sobald wir angekommen waren wurde gesalzener Milchtee zubereitet und es gab ein
Frühstück, bestehend aus Käse (Bjaslag) und Gebäck (Boorzog). Einer von den zur Jurte
gehörenden Hunden fühlte sich besonders von uns angezogen und wir schlossen gleich
Freundschaft. Draußen wurden das Vieh zusammengetrieben, und in Herden das Tal hinab in
Richtung See getrieben. Die Jurte zog um, hinunter zum Har Us Nuur. Das Abbauen der Jurte (Link zu Bildern!!) inklusive verstauen auf dem Laster dauerte 45
min, alle packten mit an, nur wir durften nicht helfen- wir hätten wohl nur gestört.
Es ist sehr interessant, den Abbau einer Jurte zu studieren. Die Scherengitter, die die
Wände bilden, bestehen aus Weidenstäben. Diese sind durchbohrt und mit Lederriemchen
verbunden, die an im feuchten Zustand an beiden Enden zu Knuppeln verpreßt werden. Es ist
kein einziger Nagel in diesen Gittern! Nur an der Tür befinden sich Eisenteile, alles
andere besteht aus Holz und Leder. Die Gitter werden miteinander kreisrund
zusammengebunden. Der mittlere Träger besteht aus zwei Stützen, die einen Holzreif
tragen, der in regelmäßigen Abständen Vertiefungen für die Dachträger aufweist, die
dort hineingesteckt und am Scherengitter mittels Lederschlaufen eingehängt werden. Wenn
das Gerüst steht, wird über das Dach zunächst ein weißer Stoff, anschließend
ringsherum Filz gedeckt. Dann kommt wieder weißer Stoff, der mit Riemen von der Tür
ausgehend einmal herum befestigt wird. Auch über das Dach verlaufen Riemen, die mit
Steinen, alten Rädern... beschwert werden. In der Mitte bleibt eine Rauchöffnung, die
mit einem Stück Stoff geschlossen werden kann. Das nomadische Leben zwingt dazu, die
Einrichtung der Jurten auf das Notwendigste zu beschränken. Jurten am Stadtrand, die
nicht mehr (oder selten) umziehen, sind dagegen wesentlich komfortabler eingerichtet.
Als alles fertig verstaut war ging es nicht etwa sofort los, sondern nach mongolischer
Sitte wurde sich erst noch zusammengesetzt und Milchtee getrunken. Dann hieß es
aufsteigen und ab ging es. Neben der zusammengelegten Jurte, der Familie und uns befanden
sich noch ein Schaf und eine Ziege mit auf der Ladefläche, die beiden hatten
offensichtlich den Anschluß an die Herde verpaßt. Unterwegs holten wir die Reiter, die
die Herden zum neuen Jurtenstandplatz trieben, ein und es gab erneut eine Pause mit Tee.
Am See angekommen bauten wir unsere Zelte auf und warteten bis in die späten Abendstunden
auf die Ziegen, Schafe, Kühe und vor allem die Pferdeherde. Der Har Us Nuur hat eine
Wasserfläche von qkm. Er ist relativ flach und wird von einem Schilfgürtel umgeben.
Dadurch trägt er Teichcharakter. Gespeist wird er vom Chovd-Gol und Buyant-Gol.
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Am Morgen des nächsten Tages ging es endlich los! Früh wurde um die Pferde
verhandelt, wir bekamen einen Vertrag, in dem wir uns verpflichteten, für tote Pferde und
kaputte Sättel zu bezahlen. Als alles unterschrieben war, wurden unsere Pferde aus der
Herde gefangen. Drei berittene Mongolen hielten die Herde zusammen und trieben sie auf mit
Lasso ausgerüstete Männer zu, die dann gezielt sechs Pferde fingen und zur Jurte
brachten. So hatten wir vier Reit- und zwei Packpferde. Wir packten in der Zeit zusammen,
so daß die Pferde gleich beladen werden konnten und gegen 15.00 Uhr ging es los, Richtung
Altai. In Ermanglung von Packsätteln wurden die Rucksäcke mit den Schulterriemen
zusammengebunden über normale Sättel gehangen. Außerdem wurden sie noch mit diversen
Riemen fixiert. Es war alles ziemlich wacklig, und durch die Laufbewegung der Pferde
rutschten die Sättel mit den Rucksäcken regelmäßig nach vorn. Wir ritten zunächst am
Ufer des Har Us Nuur entlang. Mit uns lief der Hund, der uns den gesammten Reiturlaub
begleitete. Das Ziel für diesen Tag war ein kleiner Fluß, da Susi offensichtlich
Probleme mit dem Seewasser hatte und es trotz abkochens und desinfizierens nicht vertrug.
Grundsätzlich waren unsere Tagesetappen so angelegt, daß wir jeden Abend ein Fluß
erreichten. Aus diesem Grund - große Flüsse für Wasser und zur Orientierung - hatte ich
mir unter anderem auch bei meinem ersten Mongoleibesuch diese Gegend ausgesucht. Wir waren
noch nicht sehr weit gekommen, als plötzlich der Sattel des Packpferdes mit einem Schwung
nach vorne über den Kopf rutschte und bei dieser Gelegenheit auch gleich das Halfter
entfernte. Das Pferd war frei, und alle unsere Versuche es einzufangen schlugen fehl. Also
ritt ich zur nächsten Jurte um Mongolen um Hilfe zu bitten. Diese fingen das Pferd sofort
ein, doch dann wollten sie bezahlt werden- sieben Schachteln Zigaretten. Soviel hatten wir
nicht, also wurde das Pferd wieder freigelassen. Nun begannen zähe Verhandlungen, wir
boten Zigaretten und Kaugummi an, was wir entbehren konnten und endlich waren wir uns
einig. Das Pferd war unterdessen wieder zu Hause angekommen, dort wurde es gefangen, ich
holte es ab und es konnte weiter gehen. Durch diese Verzögerung kamen wir erst im Dunkeln
am Fluß an, wir bauten die Zelte auf, nahmen einen frischen Drunk und legten uns
schlafen.
Früh standen Reparaturen an. Ein Halfter war gerissen. Susi und ich vertieften uns in die
mongolische Knotentechnik, ein junger Mongole, der gerade vorbeiritt gesellte sich zu uns
und half uns. So war das Halfter zügig repariert und wir sammelten Erfahrungen, die uns
bei den noch häufig anstehenden Ausbesserungen sehr hilfreich waren. Unser neuer Freund
lud uns noch in seine Jurte ein, doch aufgrund der fortgeschrittenen Stunde beschlossen
wir, sofort loszureiten. Wir wollten an diesem Tag bis zum Chovd-Gol, ein Fluß, den wir
dann die nächsten Tage aufwärts folgen wollten. Wir bekamen noch Käse und mongolischen
(selbst destillierten) Wodka als Reiseproviant und ritten los, quer über eine große, mit
stachligen Sträuchern bewachsene, trockene Ebene. Unterwegs machten wir Mittag und
kochten unser Essen auf einem offenen Feuer, welches wir nach Nomadenart mit Dung und den
herumliegenden, verdorrten Zweigen der Sträucher nähren. Auf der ganzen Tour benutzten
wir unseren Kocher nur früh am morgen, wenn es schnell gehen sollte. Ansonsten fand sich
immer genug Brennmaterial für ein Kochfeuer. Wieder spät am Abend erreichten wir den
Chovd Gol und nach einem kurzen Bad endete dieser Tag.
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